Samstag, 2. November 2013

Wetter vor 200 Jahren ...

... nachdem es morgen schneien soll, ein Rückblick auf das Wetter in Mittelberg-Bödmen (Kleinwalsertal) vor 200 Jahren. Dazu habe ich Auszüge von den Aufzeichnungen meines UrUrUr-Großvater Daniel Müller (1781-1845) gewählt und seine Sprache beibelassen.

1813, den 22. Mai kalt und unfreundlich Wetter, in den Weiden und Wiesen hat es die letzten 14 Tage wegen Kälte und anhaltender „Reuche“ wenig gewachsen. Es hat verschieden Mal in den Bergen angeschneit. Am 23. am Morgen hat es bis zur Schönesbodenhütte herabgeschneit.

Den 5. Juni 1813 raue Regen und Schneewitterung, hat am Morgen bis Zaferna, Weyer, auf den Fall und under die Schönesboden Hütten geschneit, hat in den Bergen den ganzen Tag geschneit. Den 6. am Morgen hat es im ganzen Tal zugeschneit gehabt. Hat einen rauen und kalten Brachet (Juni) gehabt.

1813 zwischen 1. und 3. Juli hat es in den Bergen drei Mal angeschneit. Den 4. rau Wetter, hat in Bergen stark geschneit u. auch in das Thal herab. Am 5. am Morgen hats im Tal zugeschneit u. den Tag hindurch mehrmals geschneit u. ist doch auf den Abend in Bödmen, Gänstel u. Baad wieder aper geworden. Man hat an vielen Orten aus den hohen Alpen in die Tiefe ziehen müssen, aus dem Obergemstel ist man fortgefahren, bis auf das Wießele außer der Rohnen, in Pergund ist man geblieben. In der Pfarr Mittelbeg hats in den Wiesen das Gras stark gelegt. Den 6. am Morgen hats sehr weit herabgeschneit. Den 10. auf den Morgen hat es in Bergen angeschneit und den ganzen Tag geregnet. Den 11. Regenwetter, hat auch in Bergen geschneit.

Den 21. Regenwetter, es hat auf den Abend u. bis 2 Uhr in der Nacht ungemein stark geregnet, dass ein gewaltiges Wasser zu gehen komen ist, welches vill schaden in Würenen u. Steggen gethan hat, besonders auf dem Wißele u. Genstelboden außer der Brug, im Weyer im Viecheruhr hats uns 3 Wühren u. bey des Hafners Hütte hats ein kleines Stückle den Viecheruhr weggenommen u. den Steeg inder dem Gassenstall hinweggerissen, auch hats bey der Züggerhütten hinzu gefreßen u. bey den Rufena ein Stück den Weg genommen, u. den Wißele oder Zuggerstegg, welchen es sonst fast bey Mansgedenken nie genommen, hinweggerisen. Ansonst hat es uns Gott sey Lob u. Dank kein Schaden in unserem Gut gethan. Bey der dekten Genstelbodenbrug hats den Brugkasten in Bödmen halb ausgespült u. das Wuhr under der Brug ein wenig gesenkt, jedoch ganz ohne Schaden der Brugg.

den 22. July nach 3 Uhr bis Morgens 8 uhr zuweilen noch stark geregnet, hernach aber aufgehört, es hat an villen andern Orten großen Schaden gethan. Im ganzen Monat July sind folgende Tag gut gewesen zum heuwen als den 7. u. 8. an welchen angefangen worden zu heuen u. den 29. 30. u. 31. July, hat ohne die letzten 3 Tage im July einen elend miserablen Heibet gehabt.

12. August auf den Abend um 6 Uhr hat es in Wüesten u. auf dem Feuerstein ein Wolkenbruch gehabt u. ist das Wasser im Wüestmad beym innersten Egg mitten über dasselbe mit vil Steinen u. Riß gegangen bis ins Dobel.

23. August Regenwetter u. Schneewitterung, es hat am Abend im Thal ganz zugeschneit, auch die Nacht hindurch u. den 24. forthingeschneit, so dass es in Bergen einen starken Knye Schnee gemacht hat, den 24. August hat man die ganze Haab Vieh in Bergund abtreiben müßen, auch hat man überall aus den hohen Alpen fahren müßen. Aus der Alp Tera u. Tura sind die Wälder abgefahren.
Im ganzen Augustmonat ist fast lauter Rauhwetter geweßen.

7. September Regen u. Schneewetter, hat bis zur Schönesbodenhütten herabgeschneit, den 9. Regen u. Schneewetter, hat in Bödmen des Tags mehrmal geschneyt u. Nachmittag im Thal zugeschneyt, den 9. auff den Abend hat man im Bergund das Vieh heim getriben, auch hat man fast überall aus den Alpen fahren müßen, auch aller Orten im ganzen Thal das Vieh einstellen müßen, den 10. Morgens früh bis auf den Abend nach 6 Uhr hat es unaufhörlich fort u. gar vill mall stark geschneyt, es hat in Bödmen einen starken Knye, im Weyer schon mehr nämlich 2 Schue (ca. 60 cm) Schnee u. in den Bergen noch einen vill tiefer u. größeren Schnee gemacht, den 10. sind die Wälder u. Dornbirner mit dem Vieh über die Starzla gefahren, welchem Vieh 7 Mann von Baad haben voran wegen müßen, von obigen 7 Mann sind 4 in eine Lauwena komen, jedoch sind sie wider loß worden, den 10. nach sechs Uhr am Abend hats angefangen Regnen u. hat die ganze Nacht hindurch bis den 11. Morgens nach 9 Uhr unaufhörlich u. stark geregnet; auch den Tag hindurch öfters geregnet, es sind an villen Orten sehr große Schneelaubenen gangen, als aus dem Hornwäldle u. Stutz durch das Gehrentobel hinab bis in den Weyer.
In Wüsten ist die Laubena aus Ballen Mädern in das Schuggen Tobel gangen, im Genstell durch das Anger u. Heuw Dobel bis weit in die Waid herab, in Züggen bis auf den Sattel; in den Halden u. Reuchenen unter dem Haspelwald ist der Schnee bis weit in die Gütter auf die Anleggenen gangen, aus den obern Wüsten inner dem Wasserschrofen ist die Laubena bey unserm Madt in das Wüestdobel u. durch dasselbe hinab gangen bis auff den Fall.

1813 den 10. Sept. hat man an sehr villen Orten die Söpen noch nicht eingeheut gehabt, auch im Weyer hab ich noch bey 4 Schochen an Heintzen gehabt, in den Wiesen hat man nicht angefangen gehabt Ohmad zu heuwen. In den Bergen hats den 11. Sept. bey 4 u. auch 5 Schue (= ca. 1,2 – 1,5m) Schnee gehabt. Eines solchen durchgängig rauchen Frühling u. Sommer haben alte Leut sich nicht erinnern können. Es ist vom 11. bis 15. Sept. gar an villen Orten in den Nideren schier aper worden u. hat kein einzige kalte Nacht gehabt u. den Tag hindurch mehrentheils geschlacht u. warm geweßen.

Man hat in diesen 2 Schneewettern im ganzen Thal gar vill Heuw verfüttern müßen. Auch ist das Vieh auf den Märkten sehr wohlfeil verkauft worden, hingegen hat das Heuw angefangen sehr werth zu werden. Nach dem großen Schneewetter bis 13. Oct. hats kein einzige kalte Nacht gehabt, am 13. Oct. hats einen Reiffen gehabt u. hernach hats noch einige Mal gereiffet.

1813 den 17. Sept. Morgens um 3 Uhr ist ob der Leze ein stuck vom Säßkopf gebrochen u. hat ein darunter stehenten Wald ein Strich Holz nidergeschlagen, auch ist ein groser 22 Schue lang 17 Schue breit u. 10 Schue (ca. 6,6m x 5,4 m x 3m) Stein bis auf etlich 20 Schrit nahe zu Anna Maria Fritzin Haus gekommen, dieser Steinbruch ist mit unvergleichlichen Krachen u. entsetzlichen Getöß u. mit aufsteigenden Steindampf oder Staub vorgegangen.

1813 den 14. Oct. Regen und Schneewetter, hat im Thal zugeschneit.

Es ist den ganzen Monat Dez. mehrentheils hell, darbey auch kalt geweßen, es hat in Bödmen kaum ein halben Schue (ca. 15 cm) Schnee gehabt den 31. Dez. 1813.

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